Cystoideen

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Cystoideen

Eine überwiegend bei nordischen Sammlern bekannte Fossilgruppe ist die Gruppe der Cystoideen (aus dem Griechischen : Cystis = Blase) , zu Deutsch Beutelstrahler, welche in die beiden Ordnungen Diploporita und Rhombifera unterteilt wird.

Die Stellung im System war zunächst unklar.

Linnaeus (1745) sprach von Kristalläpfeln

Linné (1768) nannte sie Spatkugeln

Wallerius (1775) fügte sie in sein mirealogisches Werk ein, stufte sie also als nicht organisch ein.

Gyllenhaal (1772) erkannte als erster den organischen Ursprung stellte sie aber zu den Echinodeen.

Wahlenberg (1821) glaubte Parallelen zu Saleniden zu sehen.

von Buch endlich erkannte als einer der ersten die Cystoideen als eine eigene Gruppe, irrte aber, als er das Tier als armlos beschrieb.

Der Schwede Regnéll stellte die Ergebnisse seiner Forschung 1945 in seinem Standardwerk vor (siehe Literaturhinweise), das auch heute noch eine große Hilfe für den Sammler darstellt.

Mein Interesse an diesen Fossilien wurde geweckt durch einen Vortrag von Herrn Werner Drichelt, der mir freundlicherweise erlaubte, sein Manuskript als Grundlage für diesen Beitrag zu verwenden.

Besonderer Dank gilt Auch Axel Paulsen, der mir eine Auswahl von Cystoideen aus seiner Sammlung schenkte.

Die Cystoideen traten zuerst in der Zeit des unteren Ordoviziums auf, wo sie die größte Formen-Vielfalt entwickelten und sind bis zum Oberdevon nachgewiesen.

Sie sind beim Stamm der Echinodermata und Klasse Cystoidea eingeordnet und trotz mancher Unstimmigkeiten  wird die Einteilung in „Rhombifera“ und „Diploporita“ allgemein anerkannt.

Die Diploporita zeichnen sich durch viele, relativ kleine Platten aus, wie zum Beispiel Sphaeronites pomum während die Rhombifera eher mit weniger etwas größeren Platten ausgestattet sind wie Hemicosmites.

Die Cystoideen wurden in Größen von wenigen Millimetern bis zu mehr als 40 cm gefunden. Die meisten erreichen eine Größe von 2 – 5 cm.

Sie sind immer perforiert, wobei die Anordnung der Perforation von taxonomischer Bedeutung ist.

Die Gehäuse bestehen aus zahlreichen unregelmäßigen Platten, die wie zufällig angeordnet erscheinen.  Auch wenn meistens eine gewisse Konstanz in der Anordnung der Platten besteht, so kann man aber keine Symmetrie erkennen, wie sie bei Blastoideen und Crinoiden besteht.

Die Kelche (Theka) sind sackförmig und können eine unterschiedliche Anzahl von Armen (Brachiolen) aufweisen, welche allerdings nur sehr selten erhalten sind. Sie waren entweder mit der Theka direkt auf hartem Untergrund festgehaftet oder mit einem kurzen hohlen Stiel.

Die rundliche oder schlitzförmige Mundöffnung ist stets nach oben ausgerichtet. Manchmal entdeckt man noch seitlich eine Afteröffnung, die mit 5 Platten bedeckt ist und sehr selten auch einmal eine winzige Genitalpore oder eine Hydropore (Eingang in das Wassergefäßsystem).

Wie bei allen Echinodermen kann man bei den Cystoideen eine deutliche Spaltbarkeit feststellen , wobei ein typisches Glitzern entsteht. Bei Geschiebesammlern werden sie daher manchmal auch als „Kristalläpfel“ bezeichnet.

Cystoideen sind relativ häufig in Schweden zu finden, in Dalarne, Västergötland, Östergötland, Öland, Naerke und Gotland in Schichten des unteren Ordovizium bis oberen Silur.

Es sind sicher keine Fossilien, die in einer Vitrine Bewunderung hervorrufen werden. Ich finde sie aber sehr interessant und habe inzwischen in Dalarne (Schweden) in aufgelassenen Steinbrüchen viele Exemplare sammeln können. Erlaubnis zum Betreten der Steinbrüche wurde mir bereitwillig erteilt.

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Abbildung 1: Aufgelassener Steinbruch bei Osmundsberg. Im Hangschutt sind auch heute noch gute Funde zu machen

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Abbildung 2: Der Steinbruch bei Kullsberg ist teilweise noch im Betrieb

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Abbildung 3: Auch bei Östbjörka ist heute noch etwas zu finden, da immer neuer Hangschutt durch Verwitterung entsteht.

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Abbildungen 4 bis 7: Vertreter der Gattung Haplosphaeronis.

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Abbildungen 8 bis 11: Vertreter der Gattung Cariocystites.

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Abbildungen 12 bis 17: Vertreter der Gattung Eucystes

Unter Ordovizium Cystoideen finden Sie weitere Fotos mit Detailangaben zu meinen Cystoideen

Wer sich mehr mit den Cystoideen beschäftigen möchte, findet in folgender Literatur ausführliche Informationen:

  • Treatise on invertebrate paleontology /R.C.Moore, Part U Echinodermata 3(1)
  • Murray, Wirbellose Makrofossilien, Bestimmungsatlas, Enke Verlag Stuttgart, 1990
  • A.H. Müller, Lehrbuch der Paläozoologie, Band 2, Invertebraten, Teil 3
  • G. Regnell, Non-crinoid pelmatozoa from the paleozoic of Sweden, Lund 1945
  • Krumbiegel/Walther, Fossilien, VEB Verlag f. Grundst.ind.Leipzig 1984
  • U. Lehmann, Paläontologisches Wörterbuch, Enke Verlag Stuttgart 1985

Bestimmungshilfen finden Sie in folgendem Werk:

  • NON CRINOID PELMATOZOA FROM THE PALEOZOIC OF SWEDEN, A TAXONOMIC STUDY, by Gerhard Regnéll.

Landschaftsfotos Rainer Friedhoff

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