Ein besonderer Seeigel aus der Normandie

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Im September 2020 besuchten wir, wie schon sehr oft, die Küste im Norden von Caen.

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Abbildung 1 Die Küste nördlich der Stadt Caen

Ich liebe diese Landschaft sehr. Hier pulsiert immer Leben, sei es von Krabbenfischern, von Muschel-Suchern Wassersportlern oder Fossiliensammlern, wobei letztere sicher in der Minderzahl sind.

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Abbildungen 2 bis 4: Wassersportler, Krabbenfischer und Muschelsucher.

Allerdings halten auch Touristen gern nach lose angespülten Fossilien Ausschau genauso wie sie rezente Schnecken und Muscheln sammeln. Das hat natürlich zur Folge, dass am Ende des Sommers nur noch sehr wenig herumliegt.

Bei Hochwasser hat man Zeit, sich in den kleinen Küstenorten umzusehen, die herrlichen Blumenarrangements zu bewundern, ein Gläschen Wein zu genießen oder eines der vielen angebotenen Fischgerichte zu probieren.

Wenn dann das Wasser abläuft und nach und nach auch den Meeresboden zugänglich macht, ist die Zeit für die Fossiliensammler gekommen.

An dieser Küste sind Schichten des Dogger – Bathonium anstehend. Und da es sich um Naturaufschlüsse handelt, hat man immer wieder die Chance, auch einmal ein selteneres Fossil zu erwischen Voraussetzung ist allerdings, dass nicht alles mit Seetang bewachsen ist, oder das Gestein unter Sand verborgen bleibt.

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Abbildungen 5 bis 6:  Diese Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2016. Damals waren viele Flächen mit fossilführendem Gestein zugänglich.

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Abbildungen 7 bis 8: Im Jahr 2020 waren große Flächen der Küste mit Seetang bedeckt.

Im Jahr 2020 sah es ganz anders aus. Hier fragte ich mich, ob es überhaupt lohnt, an den Strand zu gehen. Es schien so, als wäre das ganze Gestein mit Seetang bewachsen und der Rest unter Sand verschwunden.

Es ist jedes Mal wieder spannend, ob es Stellen gibt, an denen man aufgeschlossenes Gestein findet aus dem man evtl. Fossilien bergen kann. Die Erwartungen sollten also nicht zu hoch sein.
Umso mehr freut man sich dann, wenn man einmal Glück hat.

In diesem Jahr hatte ich Glück.
Von der Promenade aus wirkte alles dunkel und es sah so aus, als wäre der ganze Boden mit Seetang bewachsen.

Aus der Nähe betrachtet konnte ich dann aber doch dazwischen immer wieder kleine Stellen mit beigefarbenem Gestein ausmachen, in dem sogar Brachiopoden zu sehen waren. Vor Jahren konnte man Brachipoden in großer Zahl lose finden, das ist schon länger Geschichte. Aber reizvoll sind sie immer wieder, da es eine große Artenvielfalt gibt und sie häufig kalzitisiert sind und dadurch herrlich durchscheinend.

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Abbildungen 9 bis 10: Hier lohnt sich das Suchen

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Abbildung 11: Ich sammelte also den einen und anderen Brachiopoden ein, obwohl ich schon eine große Auswahl in meiner Sammlung habe.

Aber dann entdeckte ich plötzlich ein gebogenes Stück eines Fossils, von dem ich dachte, es könnte ein Seeigel sein, z.B. ein Holectypus, wie ich sie schon in Luc-sur-Mer gefunden habe. Vorsichtig löste ich das Stück mit Hammer und Meißel aus dem Gestein. Auch jetzt wusste ich noch nicht genau, was für ein Seeigel es war, auf jeden Fall einer, den ich hier noch nicht gefunden hatte. Nachdem ich ihn gewaschen hatte, konnte ich es sehen: Ich hielt einen komplett erhaltenen Plesiechinus in der Hand.

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Abbildungen 12 bis 13: Der Seeigel wie gefunden.

Zu Hause habe ich ihn – wie alle Fossilien, die ich am Meer finde – ein paar Tage gewässert und dann getrocknet. Nun konnte ich ihn mit Hilfe der Sandstrahltechnik von allen Gesteinsresten befreien und freue mich riesig über einen Seeigel, den ich an dieser Fundstelle in 30 Jahren noch nie fand.

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Abbildungen 14 bis 16: Plesiechinus ornatus (BUCKMANN), 39 mm

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