Florida: Sonne, Sand, Fossilien!

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Vor einiger Zeit haben wir den von mir lange ersehnten Urlaub auf Florida realisiert.

Die Halbinsel Florida im Südwesten der USA ist zuletzt im Tertiär vom Meer überflutet gewesen. Zu dieser Zeit haben sich dort über Millionen von Jahren Sedimente mit abgestorbenen Organismen abgelagert, so dass heute praktisch der gesamte Untergrund von Florida aus fossilen Ablagerungen besteht. Wo immer gebuddelt wird, kommen Fossilien an die Oberfläche. 

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Abbildung 1 (oben): Baustelle bei Punta Gorda – und jeder Sandhaufen enthält reichlich Fossilien!

Wir haben vor allem im Bereich östlich von Ford Myers bis östlich von Sarasota nach Fossilien geschürft, im Pliozän der Caloosahatchee Formation. Die Fundsituation ist wirklich gut, obwohl der Zutritt zu Pits (Sandgruben) offenbar gar nicht mehr möglich ist. Aber es herrscht eine rege Bautätigkeit und man hat abends bzw. am Wochenende gute Chancen, unbehelligt im Aushub zu sammeln. Nach wie vor gilt natürlich, dass man keine eingezäunte Baustelle betreten darf.

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 Abbildung 2 (oben): Manicina areolata (LINNÉ) (“Rosenkoralle”); 15,3 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Punta GordaReise_Florida

 Abbildung 3 (oben links): Solenastrea hyades (DANA); 16,9 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Punta Gorda.

Abbildung 4 (oben rechts): Dichocoenia caloosahatchensis WEISBORD; 6,1 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Punta Gorda.

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 Abbildung 5 (oben links): Macrocallista nimbosa (LIGHTFOOT); 7,4 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Punta Gorda. 

Abbildung 6 (oben rechts): Arcinella cornuta (CONRAD); 3,6 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

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 Abbildung 7 (oben links): Strombus pugilis alatus GMELIN; 20,3 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Punta Gorda.
Abbildung 8 (oben rechts): Strombus leidyi HEILPRIN; 15,2 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Punta Gorda.

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 Abbildung 9 (oben links): Fusinus (Heilprinia) caloosaenis (HEILPRIN); 7,4 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Abbildung 10 (oben Mitte): Scaphella floridana (HEILPRIN); 7,2 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Abbildung 11 (oben rechts): Oliva (Ispidula) reticularis (LAMARCK); 5,6 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

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 Abbildung 12 (oben links): Murex (Chicoreus) salleanus A. ADAMS.; 4,5 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Abbildung 13 (oben Mitte): Hanetia (Solenosteira) mengeana (DALL); 2,9 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Abbildung 14 (oben rechts): Calophos wilsoni ALLMON; 5,2 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

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Abbildung 15 (oben): Vasum horridum HEILPRIN; 9,6 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Abbildung 16 (oben): Murex (Phyllonotus) pomus GMELIN; 8,2 cm, Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Reise_Florida  Abbildung 17 (oben links): Links unten und oben Siphocypraea problematica (HEILPRIN); 6,7 cm. Rechts unten Siphocypraea carolinensis MANSFIELD; 6,7 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Punta Gorda.

Abbildung 18 (oben rechts): Architectonia nobilis ROEDING; 2,4 cm. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Besonders für Florida-Neulinge kommt eine Menge Material zusammen. Schöne Korallen und Schnecken lassen sich einfach so auflesen und das in beachtlichen Größen bis zu 25 cm. Einige Fossilien haben sogar noch etwas Farberhaltung. Das lässt das Herz höher schlagen und man gerät schon mal in einen Sammelrausch. Abends hat man dann viel zu tun, die besten Stücke herauszusuchen und das andere zu entsorgen: 1 Stunde sammeln, 4 Stunden waschen und aussortieren. Die Vielzahl der Gattungen ist einfach beeindruckend.

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Abbildung 19 (oben links): Lithoconus spuroides OLSSON & HARBISON; 6,7 cm. Gut erkennbar Reste der Farbzeichnung. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

Abbildung 20 (oben rechts): Septastrea marylanica CONRAD; 3,3 + 3,7 cm. Korallenüberwuchs auf Schneckengehäusen. Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

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Abbildung 21 (oben): Links Busycon pyrum (DILLWYN); 6,7 cm. Rechts Busycon contrarium (CONRAD); 7,7 cm – eine links gewundenene Art. Beide Pliozän; Caloosahatchee Formation. Östlich Sarasota.

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Abbildung 22 (oben): Venice Beach – der Haizahnstrand (auch gut für andere Funde – siehe Abbildung 23).

Wem Schnecken, Korallen und Muscheln nicht gefallen, der wird speziell an der Küste bei Venice und Umgebung in Sachen Haifischzähnen fündig. Natürlich hängt es sehr von den Wetterbedingungen ab, wie viel Material bei jeder Flut angespült wird, aber Chancen gibt es immer. Wenn man morgens schon gegen 9 Uhr seine Strandwanderung beginnt, sind nur wenige Touristen unterwegs und es ist auch noch nicht so heiß. Wer besonders gut erhaltene Zähne haben möchte, muss allerdings etwas weiter vom Ufer entfernt tauchen, dort sind die Zähne nicht so stark abgerollt.

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 Abbildung 23 (oben): Haizähne, Rochenzähne und -stacheln, Alligator- und Schildkrötenplatten, Wirbel (rechts unten ein Schlangenwirbel) – alles von Venice Beach.

Nach 2 Tagen hatte ich keinen Gefallen mehr an den abgerollten Zähnen und habe mehr auf andere Dinge geachtet. Dabei hat es mir besonders Spaß gemacht, nach Kieferteilen von Diodon zu suchen.

Auch sind Zähne vom Pferd zu finden, ebenso wie Panzerplatten von Alligator und Schildkröte. Teile von Rochenkauplatten gibt es in großer Zahl, etwas seltener Schwanzstacheln oder Hautzähne. Die Panzerplatten vom ausgestorbenen Riesengürteltier (Glyptoterium) sind sehr selten und zählen schon zu den Besonderheiten.

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Abbildung 24 (oben links): Eine große Xenophora mit aggluitinierten Korallen. Fotografiert im Museum.

Abbildung 25 (oben rechts): Panzerplatte eines Glyptotherium, eines Gürteltiers, zugehörig zu den Zahnarmen (Edentata). Ca. 3 cm. Pleistozän. Manasota Beach.

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 Abbildung 26 (oben): Lachnolaimus maximus ROBINS & RAY; Gebiss eines “Hogfish”. 1,7 cm. Pleistozän. Manasota Beach.

Zur Ergänzung der Sammeltätigkeit ist ein Besuch des “Museum of South Florida” in Bradenton sehr zu empfehlen. Neben Fossilien findet man dort u.a. eine schöne Sammlung rezenter Muscheln und Schnecken.

Ein bisschen Kultur darf auch auf einer Sammeltour nicht fehlen und so wird der Besuch des “Dali-Museum” in St. Petersburg sicher zu einem Höhepunkt. Auch das “Ringeling Museum” in Sarasota ist einen Besuch wert. Oder man sieht sich einmal auf einem der vielen Flohmärkte um, die ihren ganz eigenen Charme haben.

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 Abbildung 27 (oben): Mangrovenwald – hochinteressant und total mückenverseucht – niemals ohne Schutzmittel!

Ein Ausflug in die Everglades versteht sich von selbst. Wir können dazu besonders die Strecke der Straße (Piste) “94” empfehlen, die östlich von Everglades City von der “41” abzweigt und ebenso den Besuch des Myakka State Park östlich von Sarrasota.

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Abbildung 28 (oben links): Vorsicht – Alligator quert die Straße (entsprechende Verkehrszeichen gibt es tatsächlich)!<
Abbildung 29 (oben rechts): Und hier ein Waschbär, in seinem Element.

Reise_Florida Abbildung 30 (oben links): Blühende Bromelie.
Abbildung 31 (oben rechts): Orchideen (wie Puppen aussehend!) und Schmetterlinge – wer aufmerksam durchs Land geht, wird viele solcher bezaubernmden kleinen Dinge beobachten können.

Wenn man sich dort am Spätnachmittag mit 10 km/h auf der Straße fortbewegt, kann man sehr viele Tiere beobachten: Neben Alligatoren, die manchmal wie tot am Straßenrand liegen oder auch gelegentlich die Straße überqueren, Waschbären, Schildkröten und Schlangen auch sehr viele verschiedene Vögel. Begeistern kann man sich aber genauso für die Pflanzenwelt: Die Mangroven, die vielen Bromelien, Bartflechten, Farne, Palmen und vieles mehr.

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Abbildung 32 (oben links): “Yellow crowned heron”, eine Reiherart.
Abbildung 33 (oben rechts): Auch Schildkröten kann man beobachten.

Wer wie ich von Mücken besonders heimgesucht wird, besorgt sich gleich am ersten Tag ein Mückenspray, das auch die Angler benutzen. Es wirkt absolut zuverlässig.

Es würde den Rahmen sprengen, wollte man alles aufzählen, was es allein an der Westküste Floridas zu sehen und zu finden gibt, z.B. auch sehr viele rezente Muscheln, Schwämme und Korallen, z.B. auf Sanibel Island. Man achte auch auf die zahlreichen Shell-Shops, deren Besuch sich auch ohne Kaufabsicht lohnt – dort gibt es neben den rezenten Mollusken, Seeigeln, Seesternen usw. die absonderlichsten Dinge! Für mich steht fest: Florida ist nicht nur EINE Reise wert.

Für die Hilfe beim Bestimmen der Fossilien sage ich Andy Richter herzlichen Dank!

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Abbildung 34 (oben): Eupatagus antillarus (COTTEAU) aus dem Eozän (Inglis Formation) von Inglis, weiter im Norden – hier steht fossilreiches Eozän an. Ca. 5 cm.

Populärliteratur:

“Florida’s Fossils – Guide to Location, Identification and Enjoyment”, by Robin C. BROWN; “Fossilized

Shark’s Teeth & Fossils” by Byron FINK; “The Edge of the Fossil Sea” by Edward J. PETUCH; “A

Guide for Identifying Florida Fossil Shells and Other Invertebrates”, Third Edition1993, by Lelia and

William BRAYFIELD.

Sammlung und Fotos Heidi Friedhoff.

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