Fossiliensuche am Kliff bei Saint-Jouin-Bruneval

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Zwischen Le Havre und Étretat unmittelbar oberhalb des riesigen Großtanker-Hafens („Le Havre-Antifer“) am Cap d’Antifer liegt die Gemeinde Saint-Jouin-Bruneval (Département Seine-Maritime/Nord-Frankreich). Südlich wie nördlich des Hafens erstreckt sich ein kilometerlanges Kliff.

Aufgeschlossen ist hier überwiegend das Cenomanium (Oberkreide). Aber es kommt vereinzelt auch das Albium (Unterkreide) vor und im obersten Bereich das Turonium, das in sich bis Étretat und Fécamp im Norden erstreckt.

Man fährt mit dem Auto hinunter an die Küste zum Öl-Terminal. Hier kann man bequem auf einem riesigen Parkplatz direkt an der Küste parken. Und von hier aus kann man die Kliff-Landschaft nach Süden Richtung Le Havre erwandern.

Es erwartet einen ein eindrucksvolles Kliff, das besonders bei Sonnenschein ein prächtiges Farbenspiel präsentiert.

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Abbildung 1 : Blick bei Ebbe von der Kliff-Küste nach Norden auf das Ölterminal („Le Havre Antifer“).

Zum Sammeln sollte man unbedingt Gummistiefel tragen, da man, zumindest wenn das Wasser noch nicht sehr weit abgelaufen ist, häufig um riesige Felsbrocken herumgehen muss. Und sehr viel Zeit sollte man einplanen. Es gibt keinen Niedergang, um von oben hinab an die Küste zu gelangen.

Der Strand ist übersät mit Feuersteinen, zwischen denen man gleich anfangen kann, nach Fossilien Ausschau zu halten. Zu finden sind hier verschiedene Schwämme, in deren Hohlräumen sich zum Teil traubig-nierige Chalcedon-Bildungen entdecken lassen oder Seeigel und auch schöne Quarzkristalle.

Bis zum Jahre 1985 wurden die Feuersteinkugeln von Einheimischen gesammelt und mühsam das Kliff hinauf geschafft. Dort wurden sie verladen und fanden zur Befestigung beim Straßenbau Verwendung. Jetzt ist die Entnahme untersagt, um die Kliff-Landschaft zu schützen.

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Abbildung 2 (oben links):  Ein Schild am Strand verweist auf die frühere Galet-Ernte und weist darauf hin, dass die Entnahme von Steinen heute verboten ist.
Abbildung 3 (oben rechts): Weite Strecken des Strandbereiches sind mit Galets bedeckt, mit Kieselsteinen. Ob zwischen diesen Galets ein Fossil zu entdecken ist?

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Abbildung 4: Die Kliff-Landschaft ist sehr malerisch. Beim Sammeln ist die Überfülle an gerundeten Objekten problematisch – dazwischen nun ein Seeigel-Gehäuse oder andere Fossilien zu entdecken, verlangt scharfe Augen und Geduld.

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Abbildung 5: Blick in Richtung Le Havre.  

Die Farben der Küste zeigen sich bei jedem Wetter anders, haben aber immer einen ganz besonderen Charme….

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Abbildung 6 bis 9: hier bei trübem, diesigem Wetter…

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Abbildungen 10 bis 13  : bei Sonne….

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..und bei stürmischer See

Abbildungen 14 bis 15

Uns interessieren natürlich erstmal die Fossilien. Wir untersuchen daher hauptsächlich die herabgestürzten Blöcke weil man an die oberen Teile des Kliffs nicht herankommt.  Aber auch im unteren Bereich des Anstehenden können wir fündig werden. Zu finden sind mit Glück eine Reihe unterschiedlicher Seeigel wie Holaster, Epiaster, Catopygus, Cardiaster, Discoides, Salenia,Tetragramma,Sternotaxis und Conulus, dazu Schnecken, Pecten-Muscheln, Austern, Brachiopoden und Schwämme. Auch Ammoniten wie SchloenbachiaScaphites, Turrilites und sogar Nautiliden kommen vor.
Das hört sich jetzt paradiesisch an. Um viele verschiedene Belegstücke zu bergen, bedarf es allerdings auch etlicher Besuche dieses Küstenabschnittes.

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Abbildung 16: Im abgespülten Gestein sitzt hier ein Spondylus – leider in unerreichbarer Höhe!

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Abbildung 17:  Ein schöner Schwamm (?Pachinion). Cenoman, 8 cm.

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Abbildung 18:  Merklinia aspera (LAMARCK). Cenoman. 7,8 cm.

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Abbildung 19 (oben links):  Mimachlamys cretosa (DEFRANCE). Cenomanium. Innenansicht der rechen Klappe. 46mm. Auf Gestein.
Abbildung 20 (oben rechts):  Klappe einer unbestimmten Muschel. Cenomanium. 47mm.

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Abbildung 21: Rastellum (Arctostrea) carinatum (LAMARCK). Cenomanium. Die Innenseite der Klappe trägt einen traubig-nierigen Chalcedon-Überzug. Maximal 78mm

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Abbildung 22: Cyclothyris compressa (VALENCIENNES in LAMARCK). 37mm.

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Abbildung 23: Tetragramma variolare (BRONGNIART). Cenomanium. 27mm. Auf Gestein.

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Abbildung 24: Discoides subuculus (LESKE). Cenomanium, 7mm.

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Abbildung 25:  Pseudholaster cf.sequanicus (BOUCAILLE, 1883). Cenomanium, 39mm.

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Abbildung 26: Holaster subglobosus LESKE Cenomanium. 35mm

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Abbildung 27:  Holaster laevis (BRONGNIART, 1822), Albium bis Cenomanium, 34mm
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Abbildung 28: Salenia sp. Cenomanium, 9mm

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Abbildung 29: Sternotaxis planus (MANTELL, 1822), Turonium, 49mm

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Abbildung30 : Conulus subrotundus (MANTELL, 1822), Turonium, 29mm

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Abbildung 31: Korallen-Blöcke können sehr dekorativ sein, 26,5 cm

Die Erhaltung der Fossilien ist überwiegend sehr gut und die Präparation in den meisten Fällen ziemlich einfach, da die Kreide einigermaßen weich ist. Ich habe neben dem Druckluftstichel mit der Sandstrahltechnik gearbeitet.

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Abbildung 32: Abschließend ein Bild der markanten rund 85 Meter hohen Steilküste bei Étretat; rechts die Porte d’Aval. Dahiner steht dieAiguille, die Felsnadel, in der Leblancs Romanfigur Arsene Lupin wohnte. Da Étretat ja nur wenige Kilometer von unserer Lokalität entfernt ist, solle man sich diese spektakuläre Felsformation unbedingt ansehen. Auch der Ort selbst ist recht nett.

Alle Landschaftsfotos Rainer Friedhoff

 

 

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